Was Steinbrüche, Helikopter und Staudämme mit Photovoltaik zu tun haben 

3 Fragen an Claudius Bösiger, Geschäftsführer der Planeco GmbH aus dem schweizerischen Münchenstein.


9. Februar 2021

Im Frühjahr 2020 hatten die Arbeiten bei frostigen Bedingungen begonnen, pünktlich zur Sommerzeit konnte Planeco dann die größte Photovoltaik-Anlage im Kanton Graubünden in Betrieb nehmen – und sicherlich auch eine der sehenswertesten. Inzwischen hat das Unternehmen auch ein Video veröffentlicht, das die Installationsarbeiten an dem Steinbruch in Felsberg eindrucksvoll dokumentiert. Ein paar Fragen hatten wir noch…

Herr Bösiger, das Video zeigt wie die vormontierten Modultische mit einem Helikopter zu ihrer Position geflogen werden. Warum war dieses ungewöhnliche Vorgehen nötig? 

Die Photovoltaik-Anlage befindet sich auf dem Gelände eines ehemaligen Steinbruchs. Nach der Schließung wurde dort Aushubmaterial von Churer Baustellen abgelagert. Die Deponie wurde von Anfang an so geplant, dass später diese Photovoltaik-Anlage darauf installiert werden kann.

Die Aufstellung der Module an einem 30 Grad steilen Süd-Berghang ist reizvoll, weil die Anlage unverschattet ist und sehr gute Solarerträge garantiert sind. Andererseits war das Gelände nicht für eine übliche Installation und normale Transporte geeignet. Das Modulfeld sitzt gut und gerne 150 Meter höher als die Wechselrichter. Die beste Alternative bedeutete „Abheben“.  Die 24 Quadratmeter großen Modultische wurden also am Boden vormontiert und dann mit dem Helikopter eingeflogen.

Welche Konsequenzen hatte die Entfernung auf die Installation der Wechselrichter? 

Keine, die uns Kopfzerbrechen bereitet hätten! Das 'Virtual Central' Konzept von KACO new energy hat sich hier geradezu aufgedrängt. Die Wechselrichter und die Trafostation sind am Fuß des Berges gut zugänglich. Die DC-Combiner sind mitsamt Stringüberwachung weiter oben im Modulfeld platziert. Wir haben also lange DC-Leitungen ins Tal, dafür aber kurze AC-Leitungen von den Wechselrichtern zur Trafostation. Der hohe Wirkungsgrad der blueplanet 92.0 TL3 Wechselrichter kommt damit voll zur Geltung.

Planeco ist bekannt für außergewöhnliche Projekte. 2017 hatte Ihr Unternehmen zum Beispiel die Solarfassade des Basler Grosspeter-Tower realisiert. Dafür gab es den "Prix Solaire Suisse" für den besten Neubau. Was kommt als nächstes? 

In der Tat beginnen wir jetzt mit der Umsetzung der Photovoltaik-Anlage an der Muttsee Staumauer. Für unser Konzept, das dem in Felsberg ganz ähnlich ist und die bewährten Partner und Zulieferer berücksichtigt, haben wir vor kurzem den Zuschlag erhalten. Mit einer Leistung von über zwei Megawatt aus den Modulen entlang der gut 1.000 Meter langen Staumauer wird das ein richtiger Meilenstein. Die Vorfreude auf die Arbeit daran ist riesengroß. Im Herbst 2021 soll schon Inbetriebnahme sein.

Der See liegt auf 2.500 Metern Höhe und die Staumauer ist nach Süden ausgerichtet. Das sind ausgezeichnete Bedingungen für uneingeschränkte Sonneneinstrahlung. Mit schlechten Witterungseinflüssen wie im Flach- und Mittelland, zum Beispiel durch Nebel, ist hier nicht zu rechnen. Nur extrem kalt wird es. Deshalb sind die DC-Combiner, die im Freien bei den Modulen hängen werden, Sonderanfertigungen aus Edelstahl und bis -35 Grad Celsius temperaturbeständig. Für die blueplanet 105 TL3 Wechselrichter haben wir im Betriebsraum des PV-Kraftwerks einen Platz nahe der Trafostation gefunden.

Und natürlich kommen bei dieser Höhe auch wieder Hubschrauber zum Einsatz...

Glückwünsche dazu! Auch auf dieses Projekt sind wir sehr gespannt und berichten gerne mehr darüber. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Bösiger.